Wer kennt es nicht: Kaum hat jemand aufgeräumt, findet man nichts mehr. Das trifft zur heutigen Tag nicht nur den Arbeitstisch des Mannes, sondern auch andere Bereiche des Lebens. Die folgenden Zeilen finden sich in der Zeitschrift Mode und Heim aus dem Jahre 1909 und geben sehr eindrücklich Warnung, dass man bloß die Finger vom Bereich des Hausherrn lassen soll:
Hütet euch, das zu zerstören, was der Mann in seinem Bereich seine Ordnung nennt, wie unordentlich dieselbe auch nach eurer Ansicht sein möge. – Der Arbeitstisch eines Mannes muß seiner Frau und Familie ein Heiligtum sein, und nie dürft ihr es euch erlauben, auch nur ein Papierblättchen auf einen anderen Platz zu legen. – Ihr mögt die Zigarrenasche, den Staub, die Papierschnitzel abfegen und wegwischen, ihr mögt Blumen in seinem Zimmer ordnen, weiße Vorhänge anstecken, seinen Sitz mit einem gestickten Polster versehen, aber ihr düft auch nicht das kleinste beschriebene Papier wegnehmen und kein Gerät auf seinem Tische anders stellen, als er es gewohnt ist. – Scheuern und Nässe lieben die Männer gewöhnlich nicht, sucht beides daher möglichst zu vermeiden; wenn es aber unerläßlich geworden, so laßt das Scheuern unter eurer eigenen Aufsicht und mit der höchsten Vorsicht in Abwesenheit des Hausherrn geschehen. Vor allem aber hütet alle Skripturen, Papiere, Bücher und jedes Arbeitsgerät vor der Berührung profaner Hände.
Wer weiß, wie viele Frauen dies als Ausrede genommen haben, den Arbeitsbereich des Mannes nicht zu putzen? Ich jedenfalls werde mich hüten, irgendwas auf dem Schreibtisch meines Mannes anzufassen 😉
Bild: Leopold Graf von Kalckreuth, Ein Mann an einem Tisch, 1899