Gefunden in „Der Bazar“ 1857:
Der Kaffee, versichert ein deutscher Arzt, ist das kräftigste Mittel, die unangenehmen Wirkungen animalischer oder vegetabilischer Fäulnis zu vernichten, sie gänzlich aufzuheben. Zur Bekräftigung seiner Ansicht führt er mehrere Thatsachen an, unter andern die folgenden:
Ein Zimmer, in welchem viele Tage in Fäulnis übergangenes Fleisch gestanden, ward augenblicklich von jedem üblen Geruch befreit, als man ungefähr 1 1/2 – 2 Pfund frisch gebrannten Kaffee hineinbrachte.
In einem andern Raum, welcher mit Schwefel vermischtes Wasserstoffgas und Ammoniak in großer Menge enthielt, verschwand der Geruch augenblicklich durch Anwendung 1/2 Pfundes frisch gerösteten Kaffee’s.
Dem Ausspruche desselben Arztes zufolge zerstört der Kaffee auch den Geruch des Bisam und sogar Assafötida. Um dies zu bewirken, stößt man in einem Mörser eine Quantität ungebrannten Kaffee’s und strut ihn auf eine mäßig heiße Eisenplatte, so daß er eine bräunliche Farbe erlangt.
Der Kaffee besitzt auch noch eine andere, bescheidenere, doch sehr nützliche Eigenschaft; er bewahrt die Milch vor dem Umschlagen. Vermischt man Milch mit etwas Kaffee, so kann sie mehrere Tage aufbewahrt werden und zeigt beim Wärmen keine Veränderung, als die von der Vermischung mit dem Kaffee verrührende.
Bei dieser Gelegenheit mag noch ein einfaches Mittel erwähnt werden, wodurch man sich überzeugen kann, ob unter dem gemahlenen gekauften Kaffee Cichorie befindlich sei. Man füllt ein Gefäß mit Wasser, und streut den Kaffee auf die Fläche desselben. Der Kaffee schwimmt oben, das Cichorienpulver sinkt augenblicklich zu Boden und färbt das Wasser gelb.
Beim letzten Absatz bin ich mir nicht sicher, ob es tatsächlich Cichorie ist (manchmal sind die alten Schriftzeichen nicht so leicht zu lesen), gehe aber davon aus, denn diese Pflanze wurde teilweise als Kaffee-Ersatz hergenommen: Gemeine Wegwarte (Cichorie) bei Wikipedia
Auch heute kennt man noch die geruchsbindenden Eigenschaften des Kaffees. So hilft zum Beispiel ein Gläschen Kaffeebohnen mit einem Teelicht darin, dass üble Gerüche verschwinden.