Die folgende Anleitung ist die Basis für alle Jacken, Blusen und Oberteile aus Rosenfelds The Practical Designer. Die Linien, die in dieser Anleitung aufgezeichnet werden, dienen auch für die Erstellung von diversen Jacken-Schnitteilen und Kimono-Schnitten. Das System folgt Rosenfelds genialem selbst-anpassenden System nach den tatsächlichen Maßangaben der Person und ist somit geradezu idiotensicher.
Zur Anfertigung benötigst du:
- einen ausreichend großen Bogen Papier (etwas mehr als die Hälfte deiner Hüftweite breit und etwa die Hälfte deiner Körpergröße lang)
- einen Bleistift
- ein langes Lineal oder einen geraden Stock
- ein Maßband mit Inches
- ein Geodreieck oder ähnliches Instument, um rechte Winkel zu erzeugen
- eine Schneiderkurve für die Bögen
Folgende Maße werden benötigt:
- Rückenlänge (vom hervorstehenden Halswirbel bis zur Taille)
- Rückentiefe (vom hervorstehenden Halswirbel bis zur Brustlinie)
- Oberweite (rundherum über die weiteste Stelle der Brust)
- Brustweite (rundherum oberhalb der Brust)
- Taillenweite (rundherum auf Taillenhöhe)
- optional: Schulterlänge (vom Halsansatz bis zur Spitze der Schulter)
Die Maße schreibst du dir am besten auf einen Zettel auf und notierst dir dahinter am besten gleich folgende Berechnungen: 1/2, 1/3, 1/4, 1/12 – diese benötigen wir für die Konstruktion.
Schritt 1 – die Grundlinien
Diese 3 Grundlinien für Oberteile decken den Bereich vom Nacken bis zur natürlichen Taille ab und werden somit Obere Linie, Brustlinie und Taillenlinie genannt.
Wir fangen auf der rechten Seite des Papiers an und ziehen einen geraden Strich von oben nach unten von Punkt A zu C in der Länge der Rückenlänge. Von A zu B zeichnen wir die Rückentiefe ab. Nun werden von A, B und C rechtwinklig Linien nach links gezogen. Wir haben nun unsere 3 Grundlinien vor uns.
Von A zu D, B zu E und C zu F sind es jeweils 1/3 der Oberweite. Die Punkte D, E und F verbinden wir mit einer Linie.
Schritt 2 – die rückwärtigen Linien
Auf der Hälfte von B zu E markieren wir Punkt G. Von G zeichnen wir 1 1/4 inch nach links den Punkt H. Nun messen wir den Abstand von B zu H und zeichnen Punkt I mit dem gleichen Abstand von A ein. Die Punkte H und I verbinden wir mit einer Linie.
Von A zu J sind es 1/12 der Brustweite. Von J gehen wir 1 inch nach oben. Für die Schulterlinie verbinden wir nun von K über I zu L, wobei Punkt L idealerweise rechtwinklig zu H verbunden werden kann, um die natürliche Schulterlinie zu erzielen. Alternativ kann die gewünschte Schulterlänge auch abgemessen werden.
Als nächsten zeichnen wir die rückwärtige Mittellinie ein: Von C zu M messen wir 2 inches und verbinden M mit A. Rosenfeld bemerkt an dieser Stelle, dass von C zu M für alle Größen 2 inches gelten. Es ist aber auch aus eigener Erfahrung anzumerken, dass man genau an dieser Stelle auch etwas zu C rücken kann, um der rückwärtigen Mitte mehr Platz zu geben. Wir bleiben aber zuerst einmal bei Rosenfelds Empfehlung.
Schritt 3 – die Linien für das Vorderteil
Von E zu N und von D zu O sind es jeweils 1/12 der Brustweite. O und N verbinden wir mit einer Linie. Von O zu P und P zu Q sind es ebenfalls 1/12 der Brustweite. P und Q verbinden wir mit einer Linie. Nun ziehen wir eine lange Linie von Q bis Punkt T, der sich aus der kreuzenden A-M Linie und der Brustlinie ergibt. Auf diese Weise haben wir bereits die Schulterneigung des Vorderteils festgelegt. Wir messen nun den Abstand von K zu L und übertragen die gleiche Länge von Q zu Punkt U. In der Zeichnung liegt dieser Punkt auf der Oberen Linie, allerdings kann es durchaus sein, dass er ein Stück weiter auf der Q-T Linie liegt. Punkt U verbinden wir anschließend mit einer Linie zu N.
Schritt 4 – die vordere Mitte und Ausschnitt
Von P zu R sind es 1/12 der Brustweite plus 1/2 inch. Von dort rechtwinklig nach oben zu S sind es 3/4 inch für einen hochgeschlossenen Ausschnitt vorne.
Als nächstes messen wir von T zu V die halbe Oberweite. Von V zu W sind es 3 inches für Nähte. Von W zeichen wir rechtwinklig eine Linie nach unten zu X und Y. Die vordere Linie wird mit einem geraden Strich von S durch W und darüber hinaus zu Z abgetragen. Diese Linie zeigt den zusätzlichen Abstand für mehr Weite vorne.
Wir sind nun mit den Grundlinien fertig. Diese werden als nächstes für die Konstruktion eines Blusen-Schnittes mit Vorderteil und Rückteil verwendet. Die Anleitung dafür gibt es nächste Woche. 🙂