Drei Kuchenrezepte für Wiener Hausfrauen

Passend zum Wochenende habe ich hier für euch drei Kuchenrezepte aus der Wiener Hausfrauen-Zeitung von 1898. Wie das für österreichische Kuchen gehört, sind jede Menge Eier und Zucker darin. Damit auch meine deutschen Leserinnen die Maßangaben verstehen: 1 Deka = 10 Gramm, d.h. 21 Deka sind 210 Gramm.

Natürlich fehlen für alle drei Rezepte entsprechende Angaben über Hitze und Dauer, daher ist besonderes Gefühl gefragt und natürlich eine Stäbchenprobe, ob der Kuchen denn auch durch ist. Dazu nimmt man einfach einen Schaschlik-Stab und piekst, wenn man denkt, der Kuchen könnte langsam fertig sein, tief in den Kuchen hinein. Wenn beim rausziehen des Stäbchens Teig am Holz klebt, sollte man noch weiter backen. Wenn das Stäbchen im Grund unbeschadet wieder heraus kommt, wird der Kuchen wahrscheinlich fertig sein.

Gerührter Gugelhupf

21 Deka Butter werden mit etwas Zitronenschale und Saft fein abgetrieben, dann kommen 21 Deka Zucker hinein, ferner ein Ei und ein Kochlöffel Mehl. Dies wird gut verrührt, hierauf kommen noch sieben Eier und sieben Kochlöffel Mehl, immer eines nach dem andern und jedes einzeln gut verrührt, dazu. Zuletzt mengt man um 5 kr. Germ, die in zwei Löffeln Milch aufgelöst wurde, dazu. Nun wird die Gugelhupfform mit Butter geschmiert, mit halbierten Mandeln belegt, der Teig eingefüllt und der Gugelhupf schön gebacken.

Ich kann leider nicht genau sagen, ob „5 kr. Germ“ ein Schreibfehler ist, oder es sich um eine tatsächliche Mengenangabe handelt, zumindest kenne ich diese Bezeichnung nur für Geld (Kreuzer). Es darf also für heutige Verhältnisse angenommen werden, dass man die Menge des Mehls wiegt und dementsprechend Hefe dazu gibt.

Kirschkuchen

16 Deka Butter werden mit sechs Eidottern fein abgetrieben, dann werden 26 Deka Zucker, 10 Deka feingestoßene geschwellte Mandeln, kein ganzes Seidel Mehl und von einer Zitrone der Saft dazu gerührt; zuletzt gibt man den Schnee von sechs Eiklar dazu, füllt die Hälfte des Teiges ins Tortenblech, belegt diese mit Kirschen, gibt die andere Hälfte des Teiges darüber und bäckt den Kuchen langsam.

Das „Seidel“ ist ebenfalls eine österreichische bzw. böhmische Maßeinheit. Siehe dazu Seidel auf Wikipedia. Man darf wohl davon ausgehen, dass es mit der heute oft gebräuchlichen Einheit „cup“ oder „Tasse“ ähnlich ist. Wahrscheinlich ist es sinnvoll, auch hier ein wenig zu experimentieren, um die richtige Menge zu finden.

Blitzkuchen

21 Deka Zucker werden nach und nach mit drei ganzen Eiern und drei Dottern abgetrieben, dann kommen 21 Deka Mehl und 21 Deka siedend heiße Butter dazu und zuletzt von drei Eiweiß Schnee. Ein Blech mit der Masse dick bestreichen und mit Mandeln oder Kirschen bestecken.

Zum letzten Rezept ist glaube ich am wenigsten zu sagen – einfach durchzuführen und vielseitig abwandelbar.

Ich freue mich natürlich über jegliche Rückmeldungen, wenn ihr die Rezepte ausprobiert und vielleicht genauere Aussagen zu den nicht so klaren Zutatenmengen berichtet 😉

 

Bild: John F. Francis – Still life with apple, cake and nuts, 1858

One comment

  1. Regina Gschladt Post author

    Für den Blitzkuchen: 180°C und ca. 20-25 Minuten Backzeit

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert