Frauen des 19. Jahrhundert: Mary Shelley

Der 1. Januar markiert das Jubiläum eines der bekanntesten Horror-Romans des 19. Jahrhunderts: Frankenstein. Im Jahr 1818 wurde dieser erstmals unter dem Titel Frankenstein or The Modern Prometheus veröffentlicht – anonym. Seine eigentliche Verfasserin, Mary Shelley, war zu diesem Zeitpunkt zwanzig Jahre alt. Ihr Erstlingswerk verhalf ihr zum Durchbruch und es folgten bis zu ihrem Lebensende fünf weitere Novellen und Romane.

Mary wurde 1797 als zweite Tochter der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Mary Wollstonecraft geboren, die schon zehn Tage nach der Geburt ihrer Tochter am Kindbettfieber starb. Der Vater, Sozialphilosoph William Godwin, veröffentlichte ein Jahr nach dem Tod seiner Frau die Memoirs of the Author of A Vindication of the Rights of Woman. Darin versuchte er, eine Biographie seiner Frau und deren unveröffentlichten Schriften zum Ausdruck zu bringen. Er war dabei äußerst offenherzig und legte zahlreiche private Details aus dem Leben seiner Frau offen – zum Beispiel die Affäre seiner Frau mit dem amerikanischen Spekulaten Gilbert Imlay (Mary Shelleys Halbschwester Fanny Imlay war die Folge dieser Affäre). Außerdem nahm William Godwin auch kein Blatt vor den Mund was den zweimaligen Selbstmordversuch seiner Frau anging oder sie bereits vor der Hochzeit mit ihm schwanger war.

Mary Wollstonecroft geriet durch William Godwins Veröffentlichung posthum in Verruf. Sogar ihre Schwestern, die in Irland ein kleines Internat führten, hatten durch die Enthüllungen mit schwindenden Schülerzahlen zu kämpfen. Obwohl sie mit ihrem Buch A Vindication of the Rights of Woman einen Grundstein des Feminismus legte, wurde sie nach den Offenlegungen ihres Gatten im Nachhinein als Konkubine und ausgehaltene Geliebte bezeichnet und Eltern wurden sogar davor gewarnt, ihre Kinder nach Mary Wollstencrofts Prinzipien zu erziehen.

Mary Godwin, spätere Shelley, verehrte ihre Mutter sehr und wurde durchaus im Sinne ihrer Mutter erzogen, obwohl der Vater dies nicht unbedingt beabsichtigte. Als Mädchen der Mittelschicht wurde Mary sowohl von ihrem Vater als auch einer Gouvernante, einem Tutor und der französisch sprechenden Stiefmutter gelehrt. Außerdem wurden die Mädchen dazu angehalten, epische Gedichte und Romane zu verfassen.

Bereits vor ihrer Ehe mit Percy Shelley gebahr Mary eine Tochter Clara (1815), die allerdings kurz nach der Geburt starb, sowie einen Sohn William (1816). Als Mary mit ihrem zukünftigen Ehemann, ihrer Stiefschwester Claire Clairmont und dem kleinen William im Sommer 1816 am Genfersee viel Zeit mit Lord Byron (von dem Claire schwanger war), dessen Schwester und dessen Leibarzt John Polidori in der Villa Diodati nahe des Genfer Sees verbrachte, entstand „Frankenstein“. Aufgrund des schlechten Wetters schrieben die Anwesenden Schauergeschichten und trugen sich diese gegenseitig vor.

1817 brachte Mary eine Tochter zur Welt, die sie wie die erste Clara nannte. Diese starb allerdings 1818 und ein Jahr darauf im Juni 1819 starb auch ihr Sohn William, was Mary in tiefe Depressionen stürzte. Erst durch die Geburt ihres Sohnes Percy Florence im November 1819 löste sie sich aus ihren Depressionen.

In späteren Jahren unternahmen Mutter und Sohn zwei längere Reisen durch Europa. In Rambles in Germany and Italy in 1840, 1842 and 1843 erzählte Mary von diesen Reisen. Am 1. Februar 1851 starb Mary Shelley im Alter von 53 Jahren in London. Ihr Arzt vermutete, dass sie einem Gehirntumor erlag.

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